In natura

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in Natura

Rh. campanulatum ssp. aeruginosum am Naturstandort in Sikkim; Foto: PIETZARKA

Die Vielfalt der Rhododendron an ihren Heimatgebieten in Asien, Nordamerika, Europa und in Australien ist außerordentlich groß. Keine andere Gehölzgattung weist eine dermaßen große Bandbreite in Aussehen, Wuchsform und Lebensräumen auf. Rhododendron kommen an grönländischen Küsten auf Meereshöhe genauso vor wie in subtropischen Regionen am Äquator, wo sie als Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) die Baumkronen besiedeln. Sie sind auf 5.000 m Höhe im Himalaya zuhause wie auch als Sumpfporst in den Mooren Norddeutschlands. Die kleinsten Vertreter kriechen gerade einmal 2 cm hoch über den Boden, die größten wiederum sind baumartig und bis 30 m hoch. Die Rhododendron-Blüten können mit 1 cm winzig klein sein, aber auch fast 15 cm Durchmesser erreichen und die Form von Lilien annehmen. Dabei decken sie nahezu das ganze Farbspektrum von Weiss bis Rot, von Gelb bis Violett mit allen Zwischenformen ab.

An den bergigen Naturstandorten nehmen Rhododendron eine bedeutende ökologische Funktion ein. Gerade in Höhen über 3.000 m im Himalaya, wo sie häufig in riesigen Beständen aspekbestimmend vorkommen, verhindern sie als flachwurzelnde Sträucher die Erosion des Oberbodens. Unterhalb von 3.000 m bilden sie waldartige Lebensgemeinschaften zusammen mit Tannen, Ahorn und Ebereschen.

Wie beeindruckend Rhododendron in natura sein können beschreibt KENNETH COX in seinem Buch "Rhododendrons & Azaleas": “Es gibt nur wenige Anblicke in der Pflanzenwelt, die es mit den Rhododendron in voller Blüte an ihren Naturstandorten aufnehmen können".


 

 
 

Im Garten

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Im Garten

Oft wird behauptet, Rhododendron seien fremde Pflanzen, die nicht in unsere Gärten gehören, da hier keine Tiere von oder mit ihnen leben könnten. Das Gegenteil ist der Fall! In Deutschland gibt es sehr wohl heimische Rhododendron-Arten (siehe “Arten” weiter unten). Außerdem sind Rhododendron sowohl für Bienen und Hummeln überaus wertvoll, da vor allem die früh blühenden Rhododendron Nektar zu einer Zeit anbieten, in der ansonsten noch nicht viele andere Pflanzen blühen. Die gut verzweigten Rhododendron mit aufstrebenden Ästen bieten unter dichtem Blätterdach zudem vielen Vögeln ausgezeichnete Plätze, um ihre Nester zu bauen.

 

Begleitpflanzen

Nicht wenige Pflanzengruppen zeichnen sich durch überwältigende Blütenpracht aus. Auch Rhododendron fallen besonders durch ihre Blütenfülle auf; viele haben aber auch eine schöne Herbstfärbung wie z.B. sommergrüne und japanische Azaleen. Um im Garten keine Langeweile entstehen zu lassen, können Rhododendron gut mit anderen Pflanzen kombiniert werden, so dass sich ganzjährig ein schönes Bild präsentiert, ohne dass Rhododendron zu "Beiwerk" degradiert werden. Außerdem können Begleitpflanzen Schutz vor Wind oder Sonne bieten.

Schattenspender

Abgesehen von sommergrünen Azaleen und Yakushimanum-Hybriden mögen Rhododendron keine vollsonnigen Standorte. Zu dunkel darf der Pflanzplatz jedoch auch nicht sein. Als Schattenspender eignen sich Gehölze mit lichten Kronen und tief gehenden Wurzelsystemen, die nicht mit den flachwurzelnden Rhododendron konkurrieren, z.B. Esche (Fraxinus), Magnolien (Magnolia) und Eichen (Quercus).

Flach wurzelnde Bäume oder solche mit einem zu dichten Laubdach wie z. B. Ahorn (Acer), Birke (Betula), Fichte (Picea), Kastanie (Aesculus), Linde (Tilia) oder Buche (Fagus) sind dagegen schlecht geeignet. Sie sind zu starke Konkurrenten um Nährstoffe, Wasser oder Licht.


 

 
 

Arten

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Arten

Verbreitungskarte

Die Gattung Rhododendron gehört zur Familie der Ericaceae (Heidekrautgewächse). Es ist die Gehölzgattung mit den meisten beschriebenen Arten weltweit. So gibt es insgesamt 1.150 beschriebene, davon ca. 1.000 klar trennbare Arten. In Deutschland einheimisch sind Rhododendron ferrugineum, Rh. hirsutum und Rh. tomentosum. In Europa kommen weitere sieben Arten vor: Rh. caucasicum, Rh. lapponicum, Rh. luteum, Rh. myrtifolium, Rh. ponticum, Rh. smirnowii und Rh. ungernii.

Das Hauptverbreitungsgebiet ist Asien mit 525 Arten vor allem in Yünnan, Szechuan und Japan; Nordamerika hat 25 Arten in den Küstenbereichen und in den Rocky Mountains. Darüber hinaus gibt es in Südostasien 330 Arten des Subgenus Vireya, die in Deutschland allerdings nicht winterhart sind. In Australien kommen mit Rh. lochiae und Rh. notiale zwei Arten vor. In Afrika, Süd- und Mittelamerika gibt es keine Rhododendron.

Es gibt verschiedene wissenschaftliche Versuche, die Arten der Gattung Rhododendron zu systematisieren, z.B. von SLEUMER und SEITHE, von SPETHMANN und von GOETSCH, ECKERT und HALL. Das derzeit gebräuchlichste System ist das von CHAMBERLAIN et al. Die Gattung Rhododendron wird dabei in mehrere Untergattungen (Subgenus), Sektionen und Subsektionen unterteilt.


 

 
 

Sorten

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Sorten

 

Rh. ‘Lady Eleanor Cathcart’, eine der ältesten Rhododendron-Sorten, die heute noch existiert (entstanden vor 1836).

Während sich Arten immer in einer gewissen Variabilität darstellen, sind Sorten züchterisch bearbeitet, sei es durch Selektion von besonderen Merkmalen oder durch Kreuzung verschiedener Arten/ Sorten untereinander. Insgesamt sind inzwischen weit über 30.000 Sorten entstanden.

Allein in Deutschland haben sich während der letzten 200 Jahre weit über 100 Einzelpersonen und Betriebe mit der Züchtung von Rhododendron-Hybriden befasst, dabei sind unzählige Sorten entstanden - über 2.000 haben es zur Marktreife geschafft. Alle Hybridgruppen sind in Deutschland züchterisch bearbeitet worden, mit über 1.000 Ergebnissen ist die Gruppe der Großblumigen Hybriden allerdings am häufigsten vertreten.


Als erster in Deutschland hat sich vermutlich JAMES BOOTH mit der Züchtung von Rhododendron befasst; ein Schotte, der in Hamburg eine Baumschule nach heimatlichem Vorbild gründete. Schon 1838 beschrieb er in einem Bericht für den Hamburger Garten- und Blumenbauverein Sorten seiner Züchtungsarbeit, unter anderem die Großblumige Hybride R. hybr. amoenum, nach heute richtiger Schreibweise Rh. 'Amoenum'.

Mitte des 19. Jahrhunderts vollführten zunächst die Topf-Azaleen ihren Siegeszug durch Europa. Insbesondere in Deutschland fanden sich Liebhaber, die sich mit Rh. simsii und ihren Hybriden auseinandersetzten und viele neue Hybriden schufen. 1843 entstand bei L.L. LIEBIG die erste deutsche Azaleensorte Rh. 'Aurora'. Auch die bis dahin als 'Kamelien-Seidel' bekannte Familie hat Topf-Azaleen in großem Umfang produziert und ab 1867 eigene Sorten auf den Markt gebracht.

Noch bedeutender wurde die Baumschule SEIDEL jedoch durch T.J.RUDOLF SEIDEL, der zum Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts eine schier unglaubliche Menge von 600 Großblumigen Hybriden schuf. Etwa 100 dieser Sorten gibt es heute noch.

Rh. ‘Schnee’ - eine alte Topfazaleen-Sorte von C. Schulz (vor 1885)


Rh. ‘Hachmann’s Chamant’ - eine der beliebtesten Sorten von HANS HACHMANN.

Mit den Sorten von GEORG ARENDS bekamen Anfang des 20. Jahrhunderts die Japanischen Azaleen aufgrund der verbesserten Winterhärte in Deutschland Auftrieb. DIETRICH G. HOBBIE schuf eine nicht überschaubare Menge neuer Züchtungen: Neben den Repens- und den Williamsianum-Hybriden entstanden eine ganze Reihe weiterer Kreuzungen in Linswege.

HANS HACHMANN schließlich begann in der 1950er Jahren mit der Züchtung neuer Rhododendron-Hybriden. Anfangs verhalfen ihm besonders die Yakushimanum-Hybriden zu Ruhm und Anerkennung, doch dabei sollte es nicht bleiben: Über 450 Sorten aus allen Hybridgruppen brachte er auf den Markt. Sein Sohn HOLGER HACHMANN sowie dessen Mitarbeiter BERND WICKHORST führen die Züchtungsarbeit erfolgreich fort.

Auch viele Privat-Leute befassen sich mit der Züchtung von Rhododendron und bereichern das Sortiment. Einige der auch in den Baumschulen erhältlichen Ergebnisse werden im regelmäßig neugestalteten Garten der züchterischen Neuheiten im Rhododendron-Park Bremen gezeigt.


 

 
 

Besonderheiten

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Besonderheiten

Rhododendron sind sehr vielseitig. So gibt es Arten, die baumartig bis zu 30 m hoch werden. Die wohl größten Exemplare in Deutschland gibt es im Rhododendronpark HOBBIE in Linswege: die dort vor etwa 90 Jahren gepflanzten Rhododendron erreichen heute eine Größe von fast 10 m. Daneben gibt es teppichartig kriechende Arten, die nur wenige Zentimeter hoch werden. Darüber hinaus gibt es viele weitere Besonderheiten:

Blütenfarben

Rhododendron blühen in nahezu allen Farben die die Palette hergibt. Die nachfolgende Galerie zeigt nur einen kleinen Ausschnitt der bei Rhododendron vorhandenen Blütenfarben. Daneben gibt es auch viele weitere Variationen: Ton-in-Ton, mehrfarbig, mit oder ohne unterschiedlichster Farben und Formen von Zeichnungen…


Duft

Sowohl bei den immergrünen Großblumigen Hybriden wie auch bei den sommergrünen Azaleen gibt es Arten und Sorten, deren Blüten intensiven Duft verströmen. Darüber hinaus gibt es aber auch Rhododendron, deren Laub aromatisch duftet.

Rh. 'Honigduft', intensiv nach Honig duftend


Rh. 'Winterpurpur' mit spektakulärer Herbstfärbung

Herbstfärbung

Natürlich sind die laubabwerfenden Azaleen nicht nur wegen ihrer knalligen Blütenfarben und ihres oftmals intensiven Duftes interessante Gartenlieblinge. Sie zeigen im Herbst ein weiteres Mal Farbe, bevor sie ihr Laub verlieren. Doch es gibt auch immergrüne Rhododendron, die eine spektakuläre Herbstfärbung haben.


Laubschönheiten

Rhododendron sind viel gerühmt wegen ihrer überreichen Blüte. Und den Rest des Jahres? Hier zeigen wir Beispiele von Rhododendron mit außergewöhnlichem Austrieb (die “zweite Blüte”) und interessanten Laubformen. Der filzige Belag mancher Arten und Sorten ist ein überaus kleidsamer Sonnenschutz, der bitte nicht abgerieben werden darf.